Ohne Bewährung - True Crime von hier

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Der Mann ohne Gefühle

Der Mann ohne Gefühle

Roland ist ein Kopfmensch, ein Banker durch und durch. Bei der Sparkasse Dortmund berät der 56-Jährige vermögende Kundinnen und Kunden. Und auch zu Hause in Unna ist alleine er für das Finanzielle zuständig. Rolands Ehefrau Astrid bekommt zu Beginn des Monats Haushaltsgeld, alles andere erledigt ihr Mann. Doch Roland führt eine Art Doppelleben. Er spekuliert an der Börse. Und weil ihm dafür bald sein eigenes Geld nicht mehr ausreicht, vergreift er sich auch an fremden Konten. Im September 2010 fliegt sein Schwindel auf. Die Sparkasse kommt dahinter, dass Roland mehr als 250.000 Euro Kundengelder veruntreut hat. Doch der Banker ist vorbereitet. Für diesen Fall hat er schon Monate zuvor einen klaren Ablaufplan verfasst. Eiskalt und ohne den Hauch eines Gewissens erschlägt er Astrid im Schlaf, mietet sich ein Auto und fährt nach Hamburg, um auch sich selbst zu töten. Das aber bringt er dann doch nicht fertig. Im Mai 2011 wird Roland wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt.

Warum die Schwiegermutter?

„Der ist hier. Bleib bloß dran.“ Diese Worte ruft eine 50-jährige Frau aus Essen ihrer Schwester durchs Telefon zu. Kurz darauf wird sie auf offener Straße erstochen. Die Tat gleicht einer Hinrichtung. Die Ärzte zählen 21 Messerstiche. Der Täter war ihr Schwiegersohn. In der Anklage heißt es später: Der 34-Jährige hat seine Schwiegermutter getötet, um die „Kontrolle“ über seine Frau zurückzugewinnen. Beim Prozessauftakt kommt es zu Morddrohungen.

"Die Oma liegt tot im Brunnen"

Jahrelang liefen die Geschäfte in einer Gärtnerei in Neuenkirchen gut. Der Familienbetrieb hatte viele Stammkunden. Das Landwirte-Ehepaar wurde im Ort sehr geschätzt. Was viele nicht wussten: In der zweiten Generation der Familie tobte ein erbitterter Machtkampf. Der älteste Sohn Jürgen hatte bei gescheiterten Geschäften viel Geld in den Sand gesetzt und hoffte darauf, sich als Alleinerbe des Betriebes später einmal sanieren zu können. Doch als sein Vater starb, kam alles anders. Der Senior hatte den Hof nicht ihn, sondern Mutter Gudrun vermacht. Und die hatte nun vor, große Teile der Grundstücke zu verkaufen. Was tun? In dieser Situation soll Jürgen beschlossen haben, seine eigene Mutter umzubringen. Am 26. Juni 2019 geht bei der Polizei im Kreis Steinfurt ein Notruf ein: „Die Oma liegt hier tot im Brunnen.“

Jenny – ein Tod voller Rätsel

Im Mai 2005 wird eine 35-jährige Frau tot in ihrer Badewanne gefunden. Auf ihrem Rücken stellen die Ärzte 30 tiefe Einstiche fest. Nebeneinander und untereinander. Fast wie ein Muster. Die Polizei kommt nicht weiter. Hunderte von Männern müssen eine Speichelprobe abgeben – ohne Erfolg. Dann hilft „Kommissar Zufall“. Im September 2011 wird der Täter doch noch gefasst und später auch verurteilt. Doch die Tat bleibt rätselhaft.

Die Blutrache-Morde von Dortmund

Am frühen Morgen des 24. Juni 2002 wird in einem Café in der ostanatolischen Provinzstadt Varto ein Mann niedergeschossen. Der Täter leert das komplette Magazin seiner Pistole und tötet sein Opfer auf der Stelle. Wenige Stunden später sterben in der Dortmunder Nordstadt zwei Männer ebenfalls im Kugelhagel. Zwei weitere werden schwer verletzt, einer von ihnen wird nie wieder laufen können. Zwischen den drei Morden liegen 3.000 Kilometer Luftlinie. Und doch sind sie untrennbar miteinander verbunden. In dem Prozess spielen Begriffe wie Ehre und Familie, Pflichtgefühl und Selbstjustiz eine entscheidende Rolle. Denn die Morde in der Nordstadt wurden aus Blutrache verübt.

Gift-Milchshake für die Oma

Eine 79 Jahre alte Seniorin aus Essen bricht in der Küche ihrer Wohnung zusammen. Sie muss sich übergeben, verliert das Bewusstsein. Dass sie überlebt, ist nur einer Pflegekraft zu verdanken, die gerade noch rechtzeitig vorbeikommt. Doch auch der Notarzt ist ratlos. Bis es aus der Familie den Hinweis gibt, dass Gift im Spiel sein könnte. Das sofort verabreichte Gegenmittel wirkt. Die Seniorin überlebt. Später kommt heraus: Ihre Enkelin hatte ihr einen Milchshake mit einer Überdosis Beruhigungsmittel gereicht, um Bargeld und Schmuck zu stehlen. Vor der Tat hat sie Freundinnen gesagt: „Ist nicht schlimm, wenn die Oma verstirbt. Die ist schon so alt. Außerdem hat die eine schöne Wohnung.“

Todeskampf im Freibad

Am 1. Juni 2003 scheint die Sonne von einem wolkenlosen Himmel über Dortmund. Für Mohamed und seine Freunde ist klar: Auf ins Freibad! Der 14-Jährige verabschiedet sich von seinen Eltern und freut sich auf einen Super-Sonntag. Doch er kommt nie wieder nach Hause zurück. Im Schwimmbad gerät Mohamed unter Wasser mit dem Bein in ein ungesichertes Abflussrohr. Der Sog ist so stark, dass er sich nicht mehr befreien kann. Auch seine Freunde und mehrere Rettungsschwimmer kämpfen vergebens um Mohameds Leben. Der Junge ertrinkt. Wer trägt die Schuld an diesem Unglück? Eine Reihe von Prozessen am Dortmunder Amts- und Landgericht
deckt schlimme Fehler und Versäumnisse auf.

Der Mann, der seine Familie aus dem Fenster warf

Wer den Mann das erste Mal sieht, kann die Vorwürfe wahrscheinlich gar nicht glauben. Er ist klein, schmächtig und sieht um einiges älter aus als die 58 Jahre, die in seinem Pass stehen. Doch genau dieser Mann hat erst seine Frau und dann seine Tochter aus einem Fenster im 2. Obergeschoss geworfen. Die Tochter wird ihr Leben lang unter den Folgen ihrer schweren inneren Verletzungen leiden. Die Richter sprechen später von „erschütternden Taten“ und einer „dramatischen Familiengeschichte“. Im März 2024 wird der Mann aus Essen verurteilt.

Käse-Andi und der Kabelbinder

Andi aus Fröndenberg ist ein rastloser Typ. Nirgendwo hält er es länger als ein paar Jahre aus. Er lebt in Liberia und Sierra Leone, in Costa Rica, Panama, Hamburg und Neuruppin. Für eine kurze Zeit glücklich wird der 48-Jährige 2017 in Unna, als er Sigrid am Kiosk trifft und in der Folgezeit bei ihr einzieht. Doch weil beide trinken und kiffen und sich dann immer wieder heftig streiten, zerplatzt das Glück. Bei einer der vielen Auseinandersetzungen greift Andi Sigrid an den Hals und drückt minutenlang zu. Als Sigrid tot ist, kauft sich Andi ein Ticket nach Costa Rica. Business-Class, um sich noch mal was zu gönnen. Doch seine Flucht dauert nur wenige Monate. Mitte 2018 wird er in Dortmund zu neun Jahren Haft verurteilt.

Der Polizist, der den Tod überlebte

Dieser Prozess nimmt auch die Richter mit. Immer wieder sehen sie sich auf einem Video an, wie ein Polizist überfahren, 25 Meter mitgeschleift und dann noch einmal überfahren wird. Am Steuer des Autos sitzt ein 40 Jahre alter Mann aus Essen. Im Saal ist es mucksmäuschenstill. Monatelang kämpfen die Ärzte um das Leben des Polizisten. Als der Beamte später auf dem Zeugenstuhl Platz nimmt, sagt Richter Jörg Schmitt: „Es ist ein Wunder, dass Sie hier sind.“ Zur Urteilsverkündung am Essener Schwurgericht kommen viele Kolleginnen und Kollegen – in Uniform und in Zivil.