Ohne Bewährung - True Crime von hier

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Mord am Telefon

Mord am Telefon

In Münster wird ein Mann erstochen, weil er zu laut telefoniert hat. Der Täter ist ein angesehener Physiker und Unternehmer – zur Tatzeit 61 Jahre alt. Das Opfer hat keine Chance. Die Stiche treffen die Brust, den Bauch, das Herz. „Ich blute.“ Das sind die letzten Worte des Opfers. Dann verliert der 33-Jährige das Bewusstsein. Knapp drei Stunden
später geben die Ärzte auf. Auch eine sofortige Not-Operation hatte den Mann nicht mehr retten können. Im Prozess sagt der Angeklagte später: „Ich bin kein Mörder.“ Das sahen die Richter jedoch anders. Sie verurteilen ihn im März 2021 zu lebenslanger Haft.

Der blutige Katzenkorb

Anna A. ist 22 Jahre alt und schon dreifache Mutter, als sie 2014 erneut schwanger wird. Als sie das bemerkt, fasst sie einen grausamen Entschluss: Dieses Kind wird zwar zur Welt kommen, aber es darf nicht leben. Ihrer Familie und den Mitarbeitern des Dortmunder Jugendamts verschweigt Anna A. die Schwangerschaft. Nur ihrem Lebensgefährten, dem Vater des Kindes, sagt sie die Wahrheit. Doch er auch kann die 22-Jährige nicht von ihrem Vorhaben abbringen. Im Oktober 2014 bringt Anna A. im Keller eine Tochter zur Welt. Sie wickelt das Baby in ein Handtuch, steckt es in eine Plastiktüte und legt es in einen ausrangierten Katzenkorb. Das tote Baby wird erst neun Tage später von einem Nachbarn gefunden. Anna A. wird acht Monate später wegen Totschlags verurteilt.

Polizistenhasser

Ein Spezialeinsatzkommando (SEK) der Polizei stürmt eine Wohnung in Gelsenkirchen. Dann fallen zwei Schüsse. Einer der Beamten wird tödlich getroffen – trotz kugelsicherer Weste. Als er im Krankenhaus ankommt, ist er bereits tot. Im Urteil wird der Täter später
als „Polizistenhasser“ beschrieben. Im Internet hatte er zuvor gezielt Schlagworte eingegeben, wie: „Rocker erschießt Polizisten – Freispruch“ oder „Cop enters house and gets shot“. Er selbst spricht im Prozess allerdings von einer Verkettung unglücklicher Umstände. Er habe gedacht, dass er von Rockern überfallen werde. Retten kann ihn das
nicht. Die Richter am Essener Landgericht verurteilen ihn im Dezember 2020 wegen Mordes zu lebenslanger Haft.

Professor Cannabis

Ein Honorarprofessor für klassische Akkordeonmusik bekommt am 19. Oktober 2011 unangemeldeten Besuch. Vor der Tür seiner Villa in Kamen stehen mehrere Männer von der Steuerfahndung und präsentieren ihm einen Durchsuchungsbeschluss. Was die
Beamten finden, hat jedoch nichts mit Schwarzgeld und verdeckten Kassen zu tun. Stattdessen stoßen sie im Keller der Villa auf eine riesige Cannabis-Plantage. Hunderte Pflanzen stehen in voller Blüte und warten auf die Ernte. Ein Jahr später wird der angesehene Professor als Kopf einer Drogenbande vom Dortmunder Landgericht zu zehn Jahren Haft verurteilt. Und das, obwohl er selbst bis zum Schluss seine Unschuld beteuert.

Horrornacht im Club

In einer Disko in Haltern geraten zwei Männer aneinander. Es geht um
eine Frau. Einer ist der Ex, der andere ist der Neue. Die Türsteher
reagieren wie immer: Kein langes Gerede – beide fliegen raus. Doch
einer weigert sich. Dann eskaliert die Situation. Gläser fliegen, Bierbänke
werden umgestoßen. Einer der Türsteher wird im Gesicht getroffen. Im
selben Moment kann er auf einem Auge nichts mehr sehen. Und daran
wird sich nie wieder etwas ändern. Vor Gericht heißt es später, dass in
dieser Nacht sein ganzes Leben zerstört worden ist. Den Haupttäter
scheint das jedoch kaum zu berühren. Am 27. Mai 2020 ist er am
Essener Landgericht verurteilt worden. Die Strafe: viereinhalb Jahre
Gefängnis. Sein mitangeklagter Bruder hatte Glück

Die Witwe muss sterben

Siegfried T. ist 66 Jahre alt, als er 2011 aus der Haft entlassen wird. Wieder einmal. Fast 40 Jahre und damit weit mehr als die Hälfte seines Lebens hat er da schon hinter Gittern verbracht. Doch schnell verfällt T. wieder in alte Verhaltensmuster. Er trinkt, er spielt
und weil er Geld braucht belügt und betrügt er jeden, der ihm über den Weg läuft. 2015 lernt T. die 89-jährige Witwe Gisela A. aus Dortmund kennen. Die Rentnerin zahlt ihm ein paar Euro Stundenlohn, weil er ihr im Garten hilft. Doch Siegfried T. will mehr. Im April 2016 tötet er Gisela A. aus Habgier mit 16 Messerstichen und zündet die Leiche anschließend an. Überführt wird er mithilfe von DNA-Spuren und weil er im Prozess vor dem Dortmunder Schwurgericht ein unfassbares „Eigentor“ schießt. Siegfried T. wird niemals wieder freikommen.

Ist mir egal, wenn einer draufgeht

Ein arbeitsloses Paar aus Gelsenkirchen versucht, den Lebensmitteldiscounter Lidl um elf Millionen Euro zu erpressen. An Filialen im Ruhrgebiet explodieren selbstgebaute Rohrbomben. Die Nachrichten der Erpresser sind mysteriös. Der Unterzeichner nennt sich
„Mr. X“ und droht, unschuldige Menschen zu töten. Lidl nimmt die Drohungen ernst. Die Fahndung läuft auf Hochtouren. Nach fünf Jahren wird „Mr. X.“ endlich gefasst. Am 2. März 2017 wird er am Bochumer Landgericht verurteilt – gemeinsam mit seiner Ehefrau. Im Prozess
sprechen die beiden auch erstmals auch über ihren großen Traum. Ein Haus in Spanien. Doch nach dem Urteil heißt es: Zellenlicht statt Sonne.

Der Frauenarzt mit Kamera

Im Juni 2012 betreten zwei Polizeibeamte die Praxis eines Gynäkologen in der Dortmunder Innenstadt. Sie schicken die anwesenden Patientinnen nach Hause und erklären dem Arzt, dass sie die Praxis durchsuchen wollen. Ein Hinweis einer Auszubildenden hatte die Beamten auf die Spur des Mediziners geführt. Und tatsächlich: Am Untersuchungsstuhl entdecken sie
eine Mini-Kamera, eine weitere hatte der Gynäkologe als Kugelschreiber getarnt in seiner Hemdtasche stecken. Dutzende Patientinnen sollen von dem Arzt während der Untersuchungen heimlich im Intimbereich gefilmt worden sein. Bis zum Abschluss des Strafverfahrens vergehen schließlich neun Jahre. Zu viel Zeit, um den Frauenarzt noch wirklich
hart bestrafen zu können.

Ich möchte noch nicht sterben

Ein 17-jähriges Mädchen aus Dorsten wird auf einem Schulhof fast umgebracht. Der Täter ist ein junger Mann, in den sie sich verliebt hatte. Er zerschneidet ihr das Gesicht, sticht immer wieder zu. „Ich möchte noch nicht sterben“, fleht sie ihn an und bricht zusammen. Doch er ist eiskalt, tritt auch noch zu – mit voller Wucht vor den Kopf. Dass sie überlebt, ist ein Wunder. Bei der Polizei sagt der 21-Jährige später, dass er von seiner Partnerin angestiftet wurde. Am Ende sitzen beide auf der Anklagebank. Was dann passiert, geht unter die Haut. „Ich habe über 10.000 Einsätze gefahren“, sagt die Notärztin den Richtern. „Aber so etwas habe ich noch nicht gesehen.“

Zwei Wochen Angst

Ein Polizeibeamter im Feierabend beendet Ende August 2018 eine Serie von Sexualstraftaten in Dortmund. Innerhalb von zwei Wochen hatte ein unbekannter Täter drei Frauen überfallen und sexuell misshandelt – zwei Joggerinnen und eine Spaziergängerin
auf dem Heimweg. In der Bevölkerung herrschte damals große Angst vor weiteren Vergewaltigungen. Und die Polizei stand unter einem massiven Fahndungsdruck. Die enge Zusammenarbeit mit einer ausländischen Behörde führte die Ermittler schließlich auf die
Spur des Verdächtigen. Und als ein Beamter, der seine Schicht gerade beendet hatte und mit der Bahn nach Hause fuhr, den mutmaßlichen Täter in der Innenstadt entdeckte, ging alles ganz schnell. Giani B., ein rumänischer Hilfsarbeiter ohne festen Wohnsitz, wurde später zu neun Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt.