Ohne Bewährung - True Crime von hier

Ohne Bewährung - True Crime von hier

Mörder ohne Leiche

Mörder ohne Leiche

Es war der 23. Juni 2019, als Anna S. aus Gelsenkirchen nicht mehr
nach Hause gekommen ist. Ein letztes Video zeigt ihren vollständig
entkleideten, toten Körper – gefesselt auf einer Plane. Der Kopf steckt in
einer Plastiktüte, die am Hals mit Klebeband zugebunden ist. Ihre Leiche
ist bis heute nicht gefunden worden.
Der Mörder war ihr Ex-Freund. Es war bereits das zweite Mal, dass der
Mann aus Krefeld eine Frau umgebracht hat. Der Tod einer dritten Ex-
Freundin konnte ihm nie nachgewiesen werden.
Im Dezember 2020 ist der heute 48-Jährige vom Essener Schwurgericht
zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Außerdem wurde die besondere
Schwere der Schuld festgestellt und die nachträgliche
Sicherungsverwahrung angeordnet. Mehr geht nicht. Das ist die absolute
Höchststrafe. Doch die wichtigste Frage bleibt: Wo ist Anna?

Nicole-Denise Schalla

Nicole-Denise Schalla wird am 14. Oktober 1993 auf dem Heimweg im Dortmunder Jungferntal überfallen und erwürgt. Die 16-Jährige hätte nur noch wenige Hundert Meter bis zu ihrem Elternhaus zurücklegen müssen. Doch sie kam nie mehr zu Hause an. Ein Vierteljahrhundert lang hat die Polizei nach Nicoles Mörder gesucht – bis der Polizeicomputer im Sommer 2018 doch noch einen Treffer meldet. Zwei Hautschuppen an Nicoles Leiche stammen von Ralf H., der zur Tatzeit in Castrop-Rauxel lebte. Was folgt, ist für die Eltern des toten Mädchens eine beispiellose Achterbahnfahrt der Gefühle. Der Verdächtige bestreitet die Tat, zieht den Prozess vor dem Dortmunder Landgericht dermaßen in die Länge, dass das Verfahren schließlich abgebrochen werden und neu beginnen muss. Das Oberlandesgericht lässt Ralf H. auf freien Fuß, doch in einem zweiten Prozess wird der Mann wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Auch danach kommt er nicht wieder in Haft. Und als der Bundesgerichtshof schließlich im Dezember 2021 seine Revision verwirft, ist der Mörder plötzlich weg. Erst nach einigen Tagen Flucht wird Ralf H. in Enschede gefunden und festgenommen. Erst jetzt können die Eltern endgültig aufatmen.

Die Sklavenverträge

Er war ein Sunnyboy – braungebrannt, durchtrainiert und erfolgreich. Die
Frauen, die sich mit ihm getroffen haben, glaubten an die große Liebe.
Manche sprachen von einem „Sechser im Lotto“. Doch Carlos N., ein
umjubelter Tennislehrer aus Dorsten, hatte noch eine andere Seite –
eine ganz dunkle.
Im Februar 2019 ist der damals 39-Jährige am Essener Landgericht zu
vier Jahren und neun Monaten Haft verurteilt worden. Er hatte Frauen
dazu angestiftet, ihre eigenen Kinder sexuell zu missbrauchen – für
seinen eigenen Kick. Das eigentlich Unfassbare: Es hat funktioniert. Die
Frauen waren ihm hörig. Einige unterschrieben sogar einen
Sklavenvertrag und trugen Broschen auf denen Stand: „Ich gehöre
Carlos.“

Mord im Namen der Ehre

Iptehal Z. wird am 1. September 2009 tot auf dem Parkplatz Sterbecker Siepen an der Autobahn 45 gefunden. Die 20-Jährige wurde mit einem Kopfschuss aus nächster Nähe regelrecht hingerichtet. Bei der Fahndung nach dem Täter stoßen die Ermittler auf eine Familie, die voller Hass ist auf diese lebenslustige junge Frau. Eine Frau, die offenbar einfach nur ihr Leben genießen wollte. Iptehal musste sterben, weil sie durch ihren allzu "freizügigen" westlichen Lebensstil die Ehre ihrer Familie beschmutzt haben soll.

Todesspritze auf der Corona-Station

Im Winter 2020, mitten in der zweiten Corona-Welle, wird ein Niederländer in die Uniklinik Essen eingeliefert. Er ist schwer an Covid-19 erkrankt. Die Pflegekräfte und Ärzte tun alles, um dem Mann zu helfen. Doch im November verliert er seinen Kampf. Ein Arzt stellt die Maschinen ab. Der Niederländer ist tot. Doch dann meldet sich ein Pfleger zu Wort. Er habe gesehen, dass der Arzt dem Corona-Patienten eine Spritze gegeben hat. Der Inhalt: Kaliumchlorid. Ein Gift. Ende 2021 wird der Arzt wegen Totschlags zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Noch ist das Urteil nicht rechtskräftig. Der Arzt bestreitet die Tat weiter hartnäckig.

Wiederholungstäter?

Am 13. Juli 2019 endet die unbeschwerte Kindheit eines 15-jährigen
Mädchens in Bergkamen auf unglaublich brutale Weise. Die
Schülerin wird auf dem Heimweg von einem Mann überfallen und an
einem einsamen Bahndamm vergewaltigt. Bei der Tat bricht der
Mann ihr mit Faustschlägen zahlreiche Knochen im Gesicht. Sein
ungewöhnliches Verhalten führt außerdem dazu, dass sich ein
Polizist an eine lange zurückliegende und bisher nicht aufgeklärte
weitere versuchte Vergewaltigung erinnert. Der Prozess dauert fast
ein Jahr – und lässt am Ende viele Fragen offen.

Der Schalker, der auferstand

Auf den ersten Blick sieht alles aus, wie eine unfassbar traurige Geschichte. Im Januar 2016 bricht der frühere Schalke-Spieler Hiannik K. in den Kongo auf. Es ist das Land seiner Eltern. Nur eine Woche später erfährt seine Ehefrau von einem schrecklichen Verkehrsunfall. Ihr Mann ist tot. Im Freundeskreis ist pure Trauer. Sogar Bundesliga-Profis kondolieren. Sie kennen Hiannik K. noch aus gemeinsamen Schalker Zeiten. Die Lebensversicherung zahlt der Ehefrau später 1,2 Millionen Euro. Doch dann die Auferstehung. Zwei Jahre nach dem angeblichen Verkehrsunfall ist der Totgeglaubte plötzlich wieder da. Ein Wunder? Die Staatsanwaltschaft sagt "Nein". Sie nennt es einfach nur Betrug. In der Anklage steht: Der Tod war nur vorgetäuscht, um die Lebensversicherung zu kassieren. Auch seine Ehefrau muss vor Gericht. Im Prozess zieht sich die Schlinge immer weiter zu. Am Ende sollen beide ins Gefängnis.

Der ICQ Killer

Nadine ist 15 und hatte für den Abend mehrere Freundinnen zum Spielen eingeladen. Ihre Schwester ist verreist, die Eltern auf einer Party. Nadine wird diesen Abend im August 2006 nicht überleben. Als ihre Freundinnen schon abgeholt sind, klingelt ein Jugendlicher an ihrer Tür. Der 19-Jährige ist ein Mitschüler ihrer Schwester - und verrät Nadine ein Geheimnis. Er hatte sich in den Wochen zuvor beim Messengerdienst "ICQ" als Mädchen ausgegeben und sich so ihr Vertrauen erschlichen. Nadine wird wütend, schreit ihn an. Da beschließt der Jugendliche, zum Mörder zu werden. 20 Verhandlungstage braucht das Hagener Landgericht, um die angemessene Strafe für diese grausame Tat zu finden. Derweil schließt sich im Internet eine Reihe von Verschwörungstheoretikern zusammen...

Giftcocktail & Käsemesser

Die Ehefrau eines Bochumer Arztes ermordet ihren heimlichen Liebhaber. Niemand soll erfahren, dass er der Vater ihres Kindes ist. Bei ihrem letzten Besuch bringt sie Kakao mit Amaretto mit. Sein Lieblingsgetränk. Kurz darauf bricht der 36-jährige Börsenmakler zusammen. Im Getränk war eine Überdosis Beruhigungsmittel.

Um ganz auf Nummer sicher zu gehen, spritzt ihm die damals 32-Jährige auch noch Morphium, nimmt dann ein Käsemesser und sticht immer wieder zu. Der Polizei sagt sie später: „Ich wollte nur meine Ruhe. Er war eine Bedrohung für meine Familie.“

Als die Mörderin einen Tag nach der Tat festgenommen wird, ist ihr Baby gerade elf Tage alt. Sie selbst sitzt noch immer im Gefängnis. Die Richter haben sie zu lebenslanger Haft verurteilt. Im Prozess am Bochumer Landgericht sagte sie unter Tränen: „Ich habe schon jetzt Angst vor dem Tag, an dem mein Sohn alles erfahren wird. Dieser Tag wird sein Leben verändern.“

Tod in der Garage

Im Herbst 2015 findet eine Mitarbeiterin ihren Chef tot in seiner Garage. Er ist mit Klebeband an einen Stuhl gefesselt, wurde offenbar zusammengeschlagen. Der Stuhl ist umgekippt. Ulvi K. hatte noch versucht, sich zu befreien. Zum Verhängnis wurden dem Markthändler seine kleinkriminellen Machenschaften. Er kaufte Hehlerware. Sein Tod war jedoch, wie später rauskommt, tragisch. Obwohl auf den ersten Blick alles so aussieht, vielleicht doch kein Mord?